2007 bis 2020
Wettbewerb 2008. Grundsteinlegung 2011. Einweihung 1.Nov 2020. Der Neubau der Großen Moschee Djamaa El Djazair in Algier ist ein Projekt von nationaler und internationaler Bedeutung. 99 Prozent der Menschen in Algerien sind Moslems, dennoch ist das Land von großen Gegensätzen zwischen den einzelnen Bevölkerungsgruppen geprägt. Das religiöse und kulturelle Zentrum stellt ein symbolisches, aber auch ein konkretes, nutzbares Angebot dar, das den sozialen Zusammenhalt der Nation unterstützen soll. Die Bebauung ist auf rund 20 Hektar Grundfläche und in weithin sichtbarer Lage am Hang über der Bucht von Algier, zwischen Flughafen und Innenstadt, geplant. Nach Mekka und Medina wird hier die drittgrößte Moschee der Welt entstehen. Das Minarett wird mit 265 Metern das höchste der Welt sein. Neben dem Gotteshaus werden ein Einkaufszentrum mit Kino, ein Kultur- und Kongresszentrum mit Bibliothek, Video- und Filmothek sowie eine internationale Koranschule mit angegliederten Campusbauten errichtet. Im Minarett wird ein Museum zur Geschichte und Kultur des Islam untergebracht. Der Gebetsraum der Moschee soll 35.000 Gläubigen Platz bieten, auf dem gesamten Areal werden etwa 120.000Besucher am Tag erwartet. Die Aufgabe umfasste die Herausforderung, kulturelle, religiöse und nationalstaatlich-repräsentative Qualitäten räumlich zusammenzuführen. Islamische Gärten und die Vielfalt der Natur werden als Abbilder des Paradieses, wie es im Koran beschrieben ist, dem Entwurf zugrunde gelegt. Wasser – als Ursprung des Lebens und als Sinnbild für Reinheit und Barmherzigkeit – wird nach islamischer Tradition zum zentralen Bestandteil der Gartenanlagen. Die Außenanlagen erfüllen mehrere Funktionen: Sie sind Teil des religiösen Ensembles, strukturieren die Wegebeziehungen zwischen den einzelnen Nutzungsbereichen und bieten attraktive Aufenthalts- und Rückzugsbereiche mit Schatten und Kühle. Gebäudefluchten und -zugänge sind die strukturierenden Elemente der Gartenanlagen. Die Hauptpromenade, die Axe Sud, verläuft südlich der Moschee und führt zum Haupteingang des Gebetsraumes (Salle de Prière) an der Ostseite des Gebäudekomplexes. Diese Wegeachse wird von einer Schatten spendenden Baumallee und einer Wasserachse begleitet. Die Linie der Axe Nord wird im Bereich der Salle de Prière von einer 4,5 Meter hohen Wasserwand (Mur d’Eau) aufgegriffen und fortgeführt. Prägende Gestaltungselemente für die Freiräume sind die üppig blühenden Gärten und das Wasser. Auf der westlichen Seite des Areals befinden sich architektonisch angelegte Gärten (Jardins Islamiques). Geschnittene Hecken, angeordnet nach Vorbildern klassischer nord-afrikanisch-islamischer Ornamentik, formen den Außenraum. Intensiv blühende Stauden komplettieren die Gärten. Im Dialog mit der Architektur gliedern diese klassischen islamischen Heckengärten den Raum. Zwischen den einzelnen Gärten öffnen sich steinerne Plätze (Places Intermédiaires) mit Wegebändern in Richtung der Moschee. Diese mit Bäumen und Hecken gestalteten Plätze bilden, als klar gegliederte Raumfolge, einen Gegenpol zu der Vielfalt der reichhaltig bepflanzten Gärten. Im Osten des Areals löst ein offener, weich modellierter Park die Architektonik der islamischen Gärten ab. Er ist nach den Grundprinzipien des klassischen europäischen Landschaftsgartens gestaltet. Den Übergang zwischen diesen zwei unterschiedlichen Gartenbereichen bilden die „Geheimen Gärten“. In die Mauer der Axe Sud integriert, führen großzügig angelegte Treppen hinauf zu einer Terrasse mit den „Geheimen Gärten“. Den zentralen, erhöhten Platz markieren zwei Baumkarrees sowie ein Wasserbecken, das die Quelle für alle Wasserspiele darstellt. Dahinter befinden sich flächige Pflanzbeete, die mit Stauden und Gräsern üppig bunt bepflanzt werden. Stützmauern fassen das Niveau des Parks zur Terrasse hin abgestuft ein. Von der Terrasse aus gelangt man über eine Treppenanlage auf die Ebene des offenen Parks. Die großzügigen, geschwungenen Gartenwege mit lockeren Baumhainen und eingestreuten, wilden Blumengärten laden zum Spazieren und Verweilen ein. Der Entwurf antwortet auf die Herausforderung, religiöse, kulturelle und gesellschaftliche Nutzungen abzubilden und zu verknüpfen, indem er innerhalb von strengen Strukturen der Wegeführung und der Platzbildung auch freie Räume integriert. Diese dienen der individuellen und kollektiven Aneignung als „heilige Räume“ neben dem zentralen Ort der Moschee. So entstehen Räume für eine gegenseitige Ergänzung und Verbindung der ganz unterschiedlichen Ansprüche und Bedürfnisse an diesem Ort.